Klimaschutz im Krankenhaus – 5 Tipps für mehr Nachhaltigkeit im stationären Bereich

Mit über vier Prozent ist der Gesundheitssektor für einen erheblichen Teil der globalen CO₂-Emissionen verantwortlich – mehr als die Schifffahrt oder der gesamte Flugverkehr zusammen. Die Verringerung der CO₂-Emissionen von Krankenhäusern und Arztpraxen ist daher von entscheidender Bedeutung im Kampf gegen den Klimawandel. Nachdem wir bereits Tipps für eine nachhaltige Arztpraxis zusammengestellt haben, zeigen wir nun fünf Möglichkeiten, wie Klimaschutz auch im Krankenhaus funktionieren kann.

Bio-Großküche im Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe

In der Bio-Großküche des Gemeinschaftskrankenhauses Havelhöhe wird selbst gekocht. Die Entscheidung, sich von vertrauten Essgewohnheiten zu verabschieden und die Menüplanung nach neuen Kriterien, beispielsweise der Planetary Health Diet, zu gestalten, erfordert von der Küche und dem Servicepersonal viel Kommunikation mit allen Beteiligten.

Mit einfachen Maßnahmen gelingt es nicht nur den CO₂-Ausstoß zu reduzieren und Ressourcen schonen, sondern auch die Gesundheit der Patient:innen und Mitarbeitenden profitiert davon. Die nachfolgenden Tipps wurden vom Arbeitskreis Klimawandel und Gesundheit der Ärztekammer Berlin erarbeitet.

1. Planetary Health Diet

Im Jahr 2023 lagen rund 17 Millionen Patient:innen in Deutschland durchschnittlich sieben Tage stationär im Krankenhaus. Das ergibt 117 Millionen Verpflegungstage – 117 Millionen Gelegenheiten, gesundes und leckeres Essen zu servieren, das die Genesung unterstützt. Würden diese Mahlzeiten nach den Empfehlungen der Planetary Health Diet zubereitet, also mit viel Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten sowie wenig Fleisch und Milchprodukten, wären sie nicht nur gesünder, sondern auch klimafreundlicher. 

Mit der Planetary Health Diet ernährt man sich gesund und kann bis zu 40 Prozent des CO₂-Fußabdrucks einsparen. Mehr dazu unter: Bundeszentrum für Ernährung – Planetary Health Diet.

2. Bei Hitze: Risikogruppen im Blick haben

Durch den Klimawandel gibt es in Deutschland immer mehr Hitzetage und sogenannte tropische Nächte, in denen die Temperaturen nicht unter 20 Grad Celsius fallen.  Darunter leiden viele Menschen, insbesondere Schwangere, Neugeborene, ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen. Länger andauernde Hitzeperioden führen zu einer erheblichen Zahl zusätzlicher Todesfälle.

Die Hitze macht auch vor Krankenhäusern nicht halt. Dabei wirkt sie sich nicht nur negativ auf Patient:innen, sondern auch auf das Personal aus. Deshalb hat das von der Ärztekammer Berlin, der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege sowie der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) initiierte Aktionsbündnis Hitzeschutz Berlin Muster-Hitzeschutzpläne für Gesundheitseinrichtungen entwickelt, um Patient:innen und Personal zu schützen.

Die Hitzeschutzpläne sowie weitere Materialien sind hier zu finden: Aktionsbündnis Hitzeschutz Berlin.

3. Polypharmazie reduzieren

Bis zu 28 Prozent des CO2-Fußabdrucks von Krankenhäusern werden durch Medikamente verursacht – in Hausarztpraxen sind es sogar bis zu 80 Prozent. Global gesehen ist die pharmazeutische Industrie für mehr Treibhausgasemissionen verantwortlich als die Automobilindustrie. Übrigens unterscheiden sich je nach Hersteller und Herstellungsart selbst gleiche Wirkstoffe und Präparate zum Teil erheblich in ihrem „Product Footprint“.

Bei jeder Visite und jedem Praxisbesuch sollten Ärzt:innen daher die Indikationen für Medikamente kritisch hinterfragen. Dies schützt nicht nur Patient:innen vor unerwünschten Nebenwirkungen, sondern auch die Umwelt.

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4. Überdiagnostik reduzieren

Überflüssige diagnostische und therapeutische Maßnahmen schaden nicht nur den Patient:innen, sondern auch unserem Planeten, da sie unnötig Ressourcen verbrauchen. Gerade in Deutschland gibt es dabei Einsparmöglichkeiten: So sind wir beispielsweise „Weltmeister” bei der Zahl der MRT-Untersuchungen pro Einwohner:in. In anderen Ländern wie der Schweiz oder Dänemark sind es nur etwa halb so viele.

Ein MRT-Gerät verbraucht etwa so viel Strom wie 30 Vier-Personen-Haushalte und auch die Speicherung der mehrere Gigabyte großen Bilddaten über viele Jahre ist sehr energieintensiv. Wenn Ärzt:innen daher vor jeder Untersuchung sorgfältig prüfen, ob diese wirklich notwendig ist, sparen sie nicht nur Zeit und personelle Ressourcen, sondern tun auch der Umwelt etwas Gutes.

5. Verbrauch von Dosieraerosolen senken

In Deutschland gibt es rund 10 Millionen Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen wie Asthma oder COPD, die auf eine Inhalationstherapie angewiesen sind. Zur Verfügung stehen dafür Pulverinhalatoren (dry powder inhaler, DPI), die den Wirkstoff in Pulverform enthalten, und Dosieraerosole (metered dose inhalers, MDI). Letztere enthalten in der Regel Treibmittel, um den Wirkstoff in tiefe Lungenabschnitte zu transportieren. Aktuell haben Pulverinhalatoren somit einen deutlich geringeren CO2-Fußabdruck als Dosieraerosole.

Gemäß aktueller Leitlinien kann bei korrekter Anwendung eine mindestens gleichwertige Wirksamkeit von Pulverinhalatoren wie von Dosieraerosolen erreicht werden. Für die Umwelt sind Pulverinhalatoren jedoch deutlich besser. Mehr dazu: „Grün“ inhalieren – Wie nachhaltig sind Inhalationsgeräte?

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