Digitale Navigator:innen als Bindeglied zwischen App und Praxis

Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) sollen die Versorgung modernisieren, doch in der Praxis hapert es oft an der Umsetzung. Das Projekt „DigiNavi” der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB) will das ändern. Medizinische Fachangestellte werden zu digitalen Navigator:innen fortgebildet, die sowohl Patient:innen als auch Ärzt:innen entlasten.

DigiNavi – MFA als digitale Navigator:innen

Die Digitalisierung der Medizin ist längst kein Zukunftsthema mehr, doch der Sprung von der Idee zur Anwendung bleibt in der Versorgungspraxis oft holprig. Hier setzt das Projekt „DigiNavi – Digitale Navigator:innen für die Gesundheitsversorgung“ der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB) an. Es schließt eine entscheidende Lücke zwischen technischer Innovation und Versorgungsrealität.

Im Mittelpunkt stehen Medizinische Fachangestellte (MFA), die zu Digitalberater:innen fortgebildet werden. Sie unterstützen Patient:innen bei der Auswahl, Installation und Nutzung von digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) und geben Rückmeldungen an Ärzt:innen, beispielsweise zu Häufigkeit, Problemen oder Therapieabbrüchen. Diese Rückmeldungen sollen künftig direkt in die elektronische Patientenakte (ePA) integriert werden, um eine kontinuierliche Verlaufskontrolle zu ermöglichen.

Das Ziel ist klar: Digitale Gesundheitskompetenz soll gestärkt und die Therapietreue gefördert werden. Erste Zwischenergebnisse aus der Pilotphase zeigen, dass Patient:innen, die durch eine DigiNavi-MFA unterstützt wurden, ihre App im Schnitt 42 Prozent länger und regelmäßiger nutzten als Vergleichsgruppen ohne persönliche Begleitung. Besonders profitierten ältere und chronisch kranke Patient:innen sowie Menschen mit geringer digitaler Erfahrung.

Entlastung für die gesamte Praxis

Auch für Ärzt:innen bietet das Modell Entlastung. Die technische Einführung und Schulung von Patient:innen zählen bislang zu den größten Hürden bei der DiGA-Verordnung. Durch die Delegation an geschulte MFA gewinnen Ärzt:innen Zeit für medizinische Kernaufgaben, während organisatorische und technische Abläufe professionell begleitet werden. DigiNavi etabliert somit eine neue arbeitsteilige Versorgungsstruktur, in der digitale Kompetenz zum festen Bestandteil der Praxisorganisation wird. Langfristig könnte DigiNavi auch für die anwendungsbegleitende Erfolgsmessung (AbEM) von Bedeutung sein. Die von den MFA erfassten Nutzungsdaten liefern wertvolle Real-World-Evidence (RWE) für die Evaluation digitaler Therapien und könnten künftig in die gesetzlich verankerte Erfolgsmessung nach § 139e SGB V einfließen.

Digitalstrategie Gesundheit 2025 – Best-Practice-Projekt

Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat DigiNavi im Rahmen seiner Digitalstrategie Gesundheit 2025 als Best-Practice-Projekt ausgezeichnet. Derzeit prüft das BMG, inwieweit sich ähnliche Strukturen bundesweit etablieren lassen. Parallel dazu entwickeln Krankenkassen wie die Techniker Krankenkasse (TK) eigene Konzepte zur digitalen Begleitung von Patient:innen, wie etwa appbasierte Coachings oder die Integration von DiGA in telemedizinische Programme. Und auch andere Akteur:innen beteiligen sich an der Erweiterung der Versorgungsstrukturen: Apotheken sollen künftig verstärkt als niedrigschwellige Beratungsstellen für Gesundheits-Apps fungieren, und Fachgesellschaften beginnen, DiGA in ihre Leitlinienempfehlungen aufzunehmen, beispielsweise in den Bereichen Psychiatrie, Schmerztherapie und Adipositasbehandlung.

DigiNavi steht somit beispielhaft für eine Entwicklung, die die digitale Medizin vom Pilotprojekt in den Versorgungsalltag überführt – von der App auf dem Smartphone hin zur integrierten digitalen Therapie in der Arztpraxis.

Aktuelle Informationen zu Projekt gibt es unter: www.diginavi.de.

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