Redaktion: Herr Rehle, unter Architekt:innen kursiert die Warnung „Never build a hospital!“ Was macht die Aufgabe so schwierig?
Die Anforderungen sind riesig, da ein Krankenhaus viele Fachgebiete kombiniert, die sonst alleinige Bauaufgabe sind. Wir müssen nicht nur Pflegestationen planen, sondern auch OP-Säle, Räume für Bestrahlung, Röntgen, Endoskopie, hochreine Räume für die Sterilisation, die Wäscherei und viele weitere notwendige Einrichtungen.
Ist das in den vergangenen Jahren schwieriger geworden?
Wir setzen heute ganz klar andere Schwerpunkte als vor 20 Jahren. In Bauten wie dem Universitätsklinikum Aachen sollte die Technik noch bewusst von außen sichtbar sein, man war stolz darauf. Heute sehen wir die Notwendigkeit, ökologisch zu bauen. All diese Anforderungen zusammenzubringen und trotzdem so etwas wie heilende Architektur zu schaffen, ist unsere Arbeit.
Umreißt das Stichwort „Heilendes Krankenhaus“ ein Ziel, das alle Architekt:tinnen teilen?
Inzwischen formulieren alle Kolleginnen und Kollegen in unserem Verein AKG dieses Ziel: Wir wollen funktionierende Krankenhäuser planen, die aber zugleich angenehme Aufenthaltsorte sind. Das ist ein Spagat, es ist aber unser Auftrag, weil es eindeutige Forschungsergebnisse gibt, die zeigen, wie wichtig Räume, deren Belichtung und das Grün innen und außen für die Genesung sind.
Und dabei geht es nicht allein um Neubauten.
Das stimmt: Es wird zukünftig wohl weniger Krankenhäuser in Deutschland geben, aber diese werden eine höherwertige Behandlungsqualität anbieten können. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die bestehenden Klinikeinrichtungen angepasst werden. Für die baulichen Veränderungen existieren jedoch
noch keine Vorbilder in Deutschland. Internationale Beispiele sind aufgrund unserer Sektorentrennung in stationäre und ambulante Versorgung kaum zu übernehmen. In anderen Ländern gibt es diese Trennung ja nicht. Auch bei uns muss die Vernetzung intensiver werden.
Immer auf dem Laufenden bleiben. Melden Sie sich hier für unseren Newsletter an.
Wie steht es um die Ausbildung Ihres Nachwuchses?
Wir fürchten, dass Verschlechterungen in der universitären Ausbildung sich negativ auf die zukünftige Planungsqualität auswirken werden. Dabei sind die Planungsaufgaben gerade angesichts der notwendigen Gesundheitsreform ganz wesentlich. Die langjährigen spezialisierten Lehrstühle für den Entwurf von Gesundheitsbauten, die in München und Berlin arbeiteten, existieren nicht mehr. Der Lehrstuhl in Berlin, der auch international sehr anerkannt war, wurde 2023 umgewandelt in das allgemeine Fachgebiet „Zukunft und Gesundheit“. Angehende Architekt:innen können derzeit in Deutschland an keinem singulären Lehrstuhl das Fachgebiet „Krankenhausbau“ studieren. Lehrstühle in München und Braunschweig bieten es zwar an, verfügen aber nicht über den Apparat, um diese Lücke zu schließen.
Was fasziniert Sie und Ihre Kolleg:innen trotz aller Tücken an der Planung und der Umgestaltung von Krankenhäusern?
Dass wir uns damit über das rein Ästhetische hinausheben! Uns motiviert das Ziel: Wir möchten Kliniken planen, in denen sich Patient:innen und Personal wohlfühlen. Entscheidend für das Verhindern einer Klinikatmosphäre sind meist Details.