„Transplantationsmedizin ist Teamwork“

Im Jahr 2022 wurden deutschlandweit 3.372 Organe transplantiert, jedes sechste davon stammte aus einer Lebendorganspende. Die Wartezeit für eine Niere ist dabei am längsten. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 1.966 Nieren, davon 535 aus Lebendorganspenden, transplantiert. Die OSTKREUZ-Fotografin Ina Schoenenburg hat eine Nierenlebendspende in der Charité begleitet. 

Nierentransplantation an der Charité, Präparation der Spenderniere

Zur Vorbereitung der Transplantation präpariert Prof. Dr. med. Robert Öllinger die Spenderniere.

An der Charité – Universitätsmedizin Berlin hat der Eingriff eine lange Tradition. 2022 wurden dort mit 70 Spendepaaren mit Abstand die meisten Nierenlebendspenden in Deutschland durchgeführt. Diese Möglichkeit erspart oder verkürzt den Patient:innen die anstrengende und nebenwirkungsreiche Dialysebehandlung. 

Bei einer Nierenlebendspende ist die eigentliche Operation von Spender:innen und Empfänger:innen immer in ein fächerübergreifendes Behandlungskonzept sowie eine umfassende Betreuung vor und nach der Operation eingebettet. Der Prozess beginnt schon lange vor dem eigentlichen OP-Termin und geht weit darüber hinaus. Zunächst müssen die medizinischen und psychologischen Voraussetzungen geklärt werden (Lebendspendkommission). Die minimalinvasive Lebendspende und die Transplantation erfolgen dann überlappend, um die Ischämiezeit des Organs zu minimieren. 

Die größte politische Herausforderung in der Transplantationsmedizin 2023 ist, Deutschland als Schlusslicht bei der postmortalen Organspende zumindest in das europäische Mittelfeld zu führen. Aus medizinischer Sicht wäre die Toleranzinduktion der schönste Erfolg, der Weg dahin ist aber noch lang.

Prof. Dr. med. Robert Öllinger,
Bereichsleitung Transplantationschirurgie Chirurgische Klinik | CCM | CVK
Prof. Dr. med. Öllinger, Bereichsleitung und Transplantationschirurg, Charité

Direkt postoperativ werden Spender:innen auf der Normalstation, Empfänger:innen auf der auf Transplantation spezialisierten Intensivstation überwacht. Hier geht es um das engmaschige Monitoring der Transplantatfunktion und die optimale medizinische Behandlung der Patient:innen in der frühen postoperativen Phase. 

Noch während des normalstationären Aufenthaltes wird die Nachsorge für die Zeit nach der Entlassung für beide bereits genau organisiert. Regelmäßige Kontrollen finden über die spezialisierte Transplantationsambulanz in enger Zusammenarbeit mit den betreuenden Hausärzt:innen statt. 

Transplantationsmedizin ist Teamwork – neben dem chirurgisch-technischen Anspruch fasziniert mich vor allem die Interdisziplinarität des Faches. Vorbereitung, OP, aber auch postoperative Betreuung, Komplikationsmanagement und Nachsorge – alles muss stimmen, damit unsere Patientinnen und Patienten von einer Transplantation optimal profitieren.

Dr. med. Brigitta Globke,
Oberärztin, Schwerpunkt Transplantationschirurgie Chirurgische Klinik | CCM | CVK
Dr. med. Brigitta Globke, Oberärztin und Transplantationschirurgin, Charité

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