Frau Soyka, die Fortbildung „Ärztinnen in Führung“ findet 2024 bereits zum dritten Mal statt; die Nachfrage ist groß. Wie ist dieses Format entstanden? Und an welchem Punkt kam Frau Professorin Mangler als Expertin und Referentin ins Spiel?
Fabienne Soyka (FS): Unser Ziel war es, ein Format zu entwickeln, das weibliche Führung und die Stärken der ärztlichen Teilnehmerinnen in den Vordergrund stellt. In der Fortbildungslandschaft der Ärztekammern fehlte so ein Angebot und die Ärztekammer Berlin wollte mit dem Format auf die Bedürfnisse der weiblichen Kammermitglieder eingehen. Allzu oft wird „gute“ Führung noch mit stereotyp männlichen Verhaltensweisen in Verbindung gebracht, die Frauen sich vermeintlich zu eigen machen müssen. Es ging vielmehr um eine Orientierung an den Stärken und dem ganz eigenen Stil als Frau in einer Führungsposition. Außerdem wollten wir das Spannungsfeld der unterschiedlichen Rollenbilder und -erwartungen, die an die Zielgruppe gerichtet werden, thematisieren. Schließlich leisten immer noch mehrheitlich Frauen den Spagat zwischen beruflicher Rolle und privater Care-Arbeit.
An die Person der wissenschaftlichen Leitung und Referentin hatte ich drei Wünsche: Sie sollte aktiv ärztlich tätig sein, Chefärztin sein und die Einstellungen zum Thema Führung und Stärken von weiblicher Führung, die wir als Fortbildungsanbieterin vertreten, teilen.
Bei meiner Suche bin ich schnell auf Mandy Mangler gestoßen, habe ihren Gynäkologie-Podcast „Gyncast“ gehört, Interviews gelesen und wusste, dass unsere Vorstellungen stark übereinstimmen. Daraufhin habe ich sie kontaktiert und ihr mein Konzept vorgestellt. Zum Glück hat sie direkt Interesse gezeigt und einer Zusammenarbeit zugestimmt.
Frau Professorin Mangler, Sie sind Chefärztin, Mutter und haben einen eigenen Podcast – was war Ihre Motivation, die wissenschaftliche Leitung dieser Fortbildung zu übernehmen? Und wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der Ärztekammer Berlin?
Mandy Mangler (MM): Das Fortbildungsseminar „Ärztinnen in Führung – den eigenen Führungsstil finden und Stärken nutzen“ ist eine großartige Gelegenheit, mit klugen Menschen zusammenzuarbeiten und deren Ideen gemeinsam weiterzuentwickeln. Ich empfinde es als sehr bereichernd, in diesem Format mit Ärztinnen zu arbeiten, und ich habe sofort Ja gesagt, als Fabienne Soyka den Vorschlag machte. Dank der sehr guten Organisation gelingt die Zusammenarbeit hervorragend.
Im Seminar geht es um den eigenen authentischen Führungsstil, die Vereinbarkeit von verschiedenen Rollenbildern oder Konfliktkompetenz. Lag es auf der Hand, welche Themen für die Teilnehmerinnen relevant sind, oder haben Sie dazu gezielt Input von Ärztinnen eingeholt?
FS: Einige der Themen waren naheliegend, andere wie das Spannungsfeld der unterschiedlichen Rollenbilder ergaben sich aus meiner Forschungsarbeit zur Frauenbildung im Rahmen meines Studiums und aus der Beschäftigung mit aktuellen Studien. Während der Programmentwicklung habe ich mich außerdem mit einigen Ärztinnen in Führungspositionen unterhalten und konnte so deren Perspektiven und Bedarfe in die Gestaltung der Fortbildungsveranstaltung einfließen lassen.
MM: Mit diesem sehr guten Veranstaltungskonzept sind wir dann in die Detailarbeit gegangen. Die einzelnen Programmpunkte haben Fabienne Soyka und ich schließlich sehr eng mit der zweiten Referentin und Coachin Dr. Ulrike Ley, die langjährige Erfahrung in diesem Themenkomplex mitbringt, weiterentwickelt, umgewandelt, ergänzt und überarbeitet.
Wunderbar! Eindrücklich, aber nicht aufdringlich, kraftvoll und präsent! Spannende Frau, die uns viel beigebracht hat und den Zusammenhalt gestärkt hat!
Viele Ärztinnen müssen feststellen, dass die Strukturen in den Kliniken mit ihrer Lebensrealität kollidieren. Welchen Beitrag kann die Fortbildung leisten, auf dem eigenen Karriereweg neue Modelle auszuprobieren?
MM: Im Laufe meines Berufslebens war ich selbst mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert. Ebenso habe ich an verschiedenen Mentoring-Programmen an der Charité und bei Vivantes teilgenommen und habe deshalb einen guten Vergleich: Unsere Fortbildung für Ärztinnen in Führungspositionen ist wie ein Intensiv-Mentoring.
Viele Teilnehmerinnen haben auf ihrem Karriereweg bereits viel erlebt und möchten sich gerne noch zielorientierter weiterentwickeln. Deshalb ist es sehr hilfreich, in einer geschützten Umgebung über Karriereziele und -strategien zu sprechen. Auch für mich persönlich ist jedes Seminar lehrreich. Wir alle erhalten durch das intensive Format die Möglichkeit, uns weiterzuentwickeln und das Gelernte in der Praxis anzuwenden.
Sie haben die Fortbildung bereits zweimal durchgeführt. Wie sind die Reaktionen der Teilnehmerinnen auf die Veranstaltung?
FS: Die Reaktionen sind durchweg sehr positiv und darüber freue ich mich! Dass das Konzept der Veranstaltungen gemeinsam mit der Wahl der Referentinnen Mandy Mangler und Ulrike Ley auf solch großes Interesse trifft und die Fortbildungsangebote stets ausgebucht waren, ist eine schöne Bestätigung. Wie wir sehen, treffen Angebote ausschließlich für Frauen besonders in diesem Themengebiet einen Nerv und erweisen sich als sehr sinnvoll.
Rückmeldungen von Teilnehmerinnen
- „Sehr viel wertvolle Informationen zu Führung, sehr guter Blick auf die praktische Umsetzung.“
- „Wunderbar! Eindrücklich, aber nicht aufdringlich, kraftvoll und präsent! Spannende Frau, die uns viel beigebracht hat und den Zusammenhalt gestärkt hat!“
- „Sehr gute Fortbildung! Mehr davon!“
- „Extrem wichtig für Ärztinnen in Führungspositionen! Unbedingt weiter anbieten!!“
- „Veranstaltung nur für Frauen, dadurch sehr spezifisch und offene Atmosphäre, Entwicklung einer schnellen und hohen Vertrauensbasis, Abdeckung einer Lücke im Weiterbildungsprogramm!!“
- „Der rege, intime Austausch mit den Kolleginnen und die Offenheit, die jede mitgebracht hat.“
- „Das war der beste Kurs, den ich seit langem besucht habe. Er hat bei mir viel Nachdenken in Gang gesetzt.“
Ärztinnen in Führung
Das praxisorientierte Führungsseminar „Ärztinnen in Führung – den eigenen Führungsstil finden und Stärken nutzen“ der Ärztekammer Berlin richtet sich vor allem an Chef- und Oberärztinnen aus Krankenhäusern sowie an Ärztinnen mit leitender Funktion in anderen größeren Einrichtungen (zum Beispiel MVZ). Im Mittelpunkt steht die Ärztin als Führungsperson und Frau.
- Termin: 19.–20. Mai 2025, 9 bis 17 Uhr, und 16. Juni 2025, 9 bis 16 Uhr
- Veranstaltungsort: Gästehaus Blumenfisch am Großen Wannsee, Berlin
- Fortbildungspunkte: beantragt
- Teilnahmeentgelt: 700 Euro
- Weitere Informationen und Anmeldung: www.aekb.de/veranstaltungskalender
Ärztliche Führung
Neben dem Führungsseminar speziell für Ärztinnen bietet die Ärztekammer Berlin das 10-tägige Intensivprogramm „Ärztliche Führung“ für Ärztinnen und Ärzte an. Darin lernen Sie, wie Sie in Ihrem Alltag professionell führen können. Die Veranstaltung vermittelt das nötige konzeptionelle Wissen und die Evidenz. Sie verbindet Wissenschaft mit Praxis und setzt auf eine inspirierende Lernkultur.
- 10 Tage Intensivprogramm in 4 Modulen
- Start ab dem 15. April 2024
- Fortbildungspunkte: 88
- Teilnahmeentgelt: 3.680 Euro
- Weitere Informationen und Anmeldung: www.aekb.de/veranstaltungskalender