Mein Thema: Kommunizieren, aber menschlich

Was beschäftigt Berliner Ärztinnen und Ärzte in ihrem Lebens- und Arbeitsalltag? Wir haben bei Dr. med. René Pschowski nachgefragt. Als Chefarzt kümmert er sich darum, dass Dazulernen Spaß macht.

Dr. med. René Pschowski

Andere inspirieren und Neues ausprobieren

„Meine Aufgabe ist es, einen Raum zu schaffen, in dem Leute Lust haben, sich weiterzuentwickeln.“ Das hat Dr. med. René Pschowski auf vielen Ebenen schon geschafft. Da, wo er sich engagiert, fühlen sich auch andere inspiriert, Neues auszuprobieren – und dabei Traditionen und starre Hierarchien aufzubrechen. „Es ist doch wichtig zu erkennen, an welcher Stelle man selbst etwas bewegen kann“, betont der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin – Gastroenterologie, Hämatologie und Onkologie, Nephrologie an den DRK Kliniken Berlin, Standort Köpenick. „Es macht einfach allen mehr Freude mitzugestalten, als immer nur zu meckern.“

Im Alltag begegnet er seinem 35-köpfigen Team auf Augenhöhe und fördert gezielt die fachlichen Stärken und Kompetenzen der Mitarbeitenden. Aber nicht nur in seiner Klinik hat er Freude am Wissen der anderen. Einmal im Jahr bringt er Berliner Gastroenterolog:innen aller Couleur bei einem GastroSlam im Kreuzberger BKA-Theater zusammen: Niedergelassene und Klinikärzt:innen, Angestellte und Chef:innen, Ober- und Assistenzärzt:innen – die Position spielt keine Rolle. Hauptsache sind Neugierde und Spaß am Diskutieren.

Wir lernen doch alle besser, wenn Emotionen im Spiel sind.

Dr. med. René Pschowski,
Chefarzt der Klinik für Innere Medizin – Gastroenterologie, Hämatologie und Onkologie, Nephrologie, DRK Kliniken Berlin Köpenick

Mitgestalten beim GastroSlam

Auf die Idee mit dem GastroSlam kam er, als er darüber nachdachte, wie sich am besten voneinander lernen lässt. Auf Konferenzen hatte er oft erlebt, dass frontale Wissensvermittlung durch hoch angesehene Expert:innen ihres Fachs nicht zu mehr Austausch untereinander führte. Doch den braucht es dringend, um im medizinischen Alltag auch mal etwas auszuprobieren, was vielleicht nicht in einem Lehrbuch steht, mit dem aber andere schon gute Erfahrungen gemacht haben. Oder um mithilfe von anderen kritisch etwas zu reflektieren, was nicht so gut lief. „Wir lernen doch alle besser, wenn Emotionen im Spiel sind.“ Davon ist Pschowski überzeugt. Gefühle gibt es bei den GastroSlams reichlich, vor allem von der schönen Sorte: „Es soll geschmunzelt werden.“ Das ist Pschowski wichtig. Damit alle möglichst schnell locker werden, lädt er schon mal einen Comedy Redner ein, der sich als „Experte für Prozessoptimierung in der Gastroenterologie“ ausgibt und sich dabei ziemlich tollpatschig anstellt, oder Poetry Slammer, die selbst trockene Materie zum Klingen bringen.

Der Erfolg des GastroSlams gibt ihm recht. „Beim letzten Mal hatten wir 80 Leute im Saal und noch mal 20, die online dabei waren.“ Inzwischen ist der Slam auch außerhalb Berlins bekannt. In diesem Jahr gibt es am 3. September 2025 den ersten sächsischen GastroSlam in Leipzig. Der nächste Gastroslam in Berlin ist am 8. Oktober 2025 im BKA Theater. Darüber freut sich Pschowski besonders. „Es ist wunderbar, wenn man sein Fach und das Wissen auf diese Weise anderen näherbringen kann.“

Ursprünglich wollte der 1978 in Frankfurt (Oder) Geborene Toningenieur werden. Als Gitarrist in einer Band lag das nahe. Aber dann machte er Zivildienst und lernte die Medizin und den Rettungsdienst kennen. Die Notfallmedizin begeisterte ihn: „Da leisten sie teils Detektivarbeit, haben aber nur begrenzte Mittel zur Hand und müssen schnell entscheiden. Das fand ich hochspannend.“ Später war es die Gastroenterologie, die ihn mehr reizte. Chefarzt wollte er aber eigentlich nie werden.

Nachhaltigkeit – ein Teil guter Medizin

Irgendwie kam es aber doch dazu. Nach einem Jahr in dieser Position am Sankt Gertrauden Krankenhaus, heute Alexianer St. Gertrauden Krankenhaus in Wilmersdorf, rief ein Headhunter an und machte ihm den Wechsel an die DRK Kliniken Berlin Köpenick schmackhaft. „Ich wollte aber nicht nur diese Stelle. Ich wollte auch über die Abteilung hinaus etwas verändern können.“ So war Nachhaltigkeit schon im Bewerbungs­prozess eines seiner zentralen Themen. Seitdem hat sich einiges in der Klinik getan. „Wir schauen kritischer auf unsere Emissionen, auf Lieferketten, auf unser tägliches Handeln. Selbst der Rasen wird in den kommenden Jahren zur Wildblumenwiese.“ Nachhaltigkeit ist für Pschowski keine Zusatzaufgabe, sondern Teil guter Medizin.

In seinem Medizinstudium lernte Pschowski das norwegische Gesundheitswesen kennen. In Trondheim beeindruckten ihn nicht nur die gefühlt 15.000 Dialekte des Landes, sondern auch die konsequente Ausrichtung auf Ambulantisierung und Spezialisierung. „Auf diese Idee sind wir hier in Deutschland 20 Jahre später auch endlich gekommen“, freut sich der Chefarzt. „Dabei müssten wir das Rad nicht selbst immer neu erfinden wollen, sondern einfach nur mehr zuhören und miteinander reden.“

In der Klinik versucht er täglich, die Prozesse in diese Richtung weiterzuentwickeln. „Sie brauchen dafür eine Vision, und die müssen Sie auch vermitteln können.“ Führung geht nicht nebenbei, findet er. Und sie gelingt nicht ohne die passende Kommunikation. „Gute Kommunikation bedeutet für mich zuzuhören – und das habe ich früh gelernt“, sagt Pschowski.

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