„Alles, was die NäPa macht, müsste ich sonst selbst erledigen“

Elke Sido hat die Fortbildung zur Nicht-ärztlichen Praxisassistentin als eine der Ersten im Jahr 2015 erfolgreich abgeschlossen. Seitdem hat sich ihr Tätigkeitsfeld im Praxisalltag deutlich erweitert – eine merkliche Entlastung für ihre Arbeitgeberin DM Petra Ulrich, Fachärztin für Innere Medizin, Hausärztin und Inhaberin sowie Geschäftsführerin der MVZ QUADRIGAmed GmbH.

Petra Ulrich
Interview mit
DM Petra Ulrich

Fachärztin für Innere Medizin und Hausärztin

Foto: privat
Elke Sido
Interview mit
Elke Sido

Nicht-ärztliche:r Praxisassistent:in

Foto: privat

Redaktion: Wie lange arbeiten Sie beide schon miteinander?

Petra Ulrich (PU): Seit 30 Jahren arbeiten wir zusammen, wir sind also ein gut eingespieltes Team.

Und wer ist auf die Fortbildung aufmerksam geworden?

Elke Sido (ES): Ich bin regelmäßig auf der Website der Ärztekammer Berlin unterwegs, um zu schauen, was es Neues gibt, welche Möglichkeiten man im Bereich der Weiterbildung hat und was in die Praxis einfließen kann. Dabei bin ich auf die Fortbildung gestoßen und habe sie Frau Ulrich gezeigt.

Frau Ulrich, mussten Sie überzeugt werden?

PU Nein, davon musste mich niemand überzeugen. Unterstützung durch meine MFA hatte ich schon immer – gerade im Hinblick auf die Betreuung der Patient:innen sicher weit über das übliche Maß hinaus. Patient:innen, die die MFA der Praxis schon länger kennen, haben zu ihr auch ein Vertrauensverhältnis. Wenn sie dann auch noch fachlich kompetent ist, wenden sich die Patient:innen mit Fragen, die sie sonst vielleicht nur dem Arzt stellen würden, direkt an die MFA. Daher war uns sofort klar, dass es eine erhebliche Entlastung für mich bedeuten könnte, wenn Elke weitere fachliche Kompetenzen erwerben würde und sich noch selbstständiger, etwa bei Hausbesuchen, einbringen kann.

Wie haben Sie die Fortbildung in Ihren Praxisalltag integriert?

ES Wir haben das mit den anderen Mitarbeitenden in der Praxis besprochen und so strukturiert, dass ich für die Zeit freigestellt wurde. Das war auch kein Problem.

PU Während der Wochenarbeitszeit gab es sicher Tage, an denen es mal eng war. Das haben aber alle eingesehen, weil sie wussten, dass Elke nach der Fortbildung sehr viel mehr machen kann und mehr Kompetenzen hat.

Frau Sido, wie schätzen Sie die Fortbildung ein?

ES Ich fand die Umsetzung der Fortbildung sehr gut. Da ich selbst über viele Jahre verschiedene Schulungen in anderen Bereichen der Aus- und Weiterbildung für medizinisches Fachpersonal durchgeführt habe, war es sehr schön, mal auf der anderen Seite zu sitzen. Dabei war die Fortbildung fachlich weit gefächert gestaltet. Es gab viele Beiträge und es wurde auch viel aufgenommen, es wurde viel hinterfragt. Zum Beispiel wurden alle Krankheitsbilder und deren Hintergründe noch einmal verständlich aufgearbeitet. Alle Nachfragen haben die Dozent:innen kompetent beantwortet. Und es wurde darauf geachtet, dass die Teilnehmenden alle für sie wichtigen Themen ansprechen und bearbeiten konnten, damit sie diese dann auch zeitnah praktisch umsetzen können. Im Gespräch habe ich von den anderen auch nur positives Feedback gehört.

PU Mir ist besonders der Zuwachs an fachlicher Kompetenz vor allem im medizinischen Bereich aufgefallen, etwa das geriatrische Basis-Assessment. Das war ja für alle neu und wurde zunächst von den Ärzt:innen allein gemacht. Dadurch, dass das in der Fortbildung verständlich und gut umsetzbar vermittelt wurde, kann die NäPa mit den Patient:innen Sachen klären, die so von mir nicht mehr bearbeitet werden müssen.

Ein Vorteil der erfolgreich absolvierten Fortbildung ist, dass Ärzt:innen anschließend zahlreiche Aufgaben delegieren können. Ist Ihnen das leicht gefallen, Frau Ulrich?

PU Gerade in der ersten Zeit habe ich mich bewusst gefragt: Was kann ich delegieren? Kann Elke das jetzt oder muss ich das noch selbst machen? Beispielsweise bei Hausbesuchsanforderungen: Muss ich die zeitlich einplanen oder kann die NäPa hinfahren und sich beispielsweise Wunden nach Entlassung allein ansehen? Nach einer kurzen Einspielzeit war dann schon klar: Zettel drauf „Elke“. Und wenn irgendetwas doch unklar war, kam der Zettel zurück oder sie kam mit den Unterlagen und hat gefragt, wie wir das Problem lösen können.

Warum sind NäPa aus Ihrer Sicht so wichtig für Berlin?

PU Sie sind so wichtig, weil man sonst deutlich weniger Patient:innen betreuen könnte. Alles, was die NäPa macht – beispielsweise Hausbesuche –, müsste ich sonst selbst erledigen. In dieser Zeit könnte ich keine Patient:innen versorgen. Daher wünsche ich mir noch mehr Delegationsmöglichkeiten, denn die fachliche Kompetenz ist da.

ES Die Versorgung der Patient:innen in der Praxis kann nach dem Abschluss deutlich optimiert werden. Und auch bei Patient:innen, die zu Hause besucht werden müssen: Gerade im geriatrischen Bereich muss man so viel klären und dafür sorgen, dass die Betroffenen umfänglich betreut werden und dass die Kommunikation zu anderen Bereichen gegeben ist.

PU Wenn ich sage, wir müssen noch mit der Sozialstation sprechen, und Elke müde abgewinkt: „Das habe ich schon erledigt“, – dann ist das toll!

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