Der S-Bahnbogen Nr. 262 gehört zu einem an das Gelände der Charité – Universitätsmedizin Berlin Campus Mitte angrenzenden Viadukt. In ihm wurden vor 125 Jahren tiermedizinische Untersuchungen durch die berühmte Loeffler-Frosch-Kommission durchgeführt. Diese experimentellen Arbeiten von Prof. Dr. med. Friedrich Loeffler (1852–1915) und Paul Frosch (1860–1928) führten zur Entdeckung des Infektionserregers der Maul- und Klauenseuche und damit des ersten Virus überhaupt.
Im Jahr 1896 hatte das Preußische Kultusministerium die Mittel zur Verfügung gestellt und Friedrich Loeffler beauftragt, die Maul- und Klauenseuche zu erforschen. Daraufhin mietete sich Loeffler zwei S-Bahn-Bögen im heutigen Berlin-Mitte, richtete Tierställe ein und führte zusammen mit Paul Frosch erste Experimente durch. Gemeinsam identifizierten sie den Erreger der Krankheit als „ultrafiltrierbares, vermehrungsfähiges und korpuskuläres Agens“. Damit kamen sie der heutigen Virusdefinition deutlich näher als ihre an pflanzlichen Erregern forschenden Zeitgenossen. Ihr 1898 veröffentlichter „Bericht zur Erforschung und Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche“ gilt als Meilenstein auf dem Weg zur Beherrschung virusbedingter Infektionskrankheiten.
Im Jahr 1913 wurde Loeffler Nachfolger von Robert Koch als Leiter der heute als Robert-Koch-Institut (RKI) bekannten Einrichtung.
Würdigung
In Erinnerung an die beiden Forscher vergibt die Gesellschaft für Virologie (GfV) jährlich den Loeffler-Frosch-Preis und die Loeffler-Frosch-Medaille. Zudem hat die GfV das Vorhaben der Anbringung der vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) und vom RKI jeweils zur Hälfte finanzierten Gedenktafel unterstützt.
In Anwesenheit von Nachkommen der beiden Forscher sowie von Prof. Dr. med. vet. Christa Kühn, der Direktorin des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), wurde die Gedenktafel am 9. April 2024 feierlich eingeweiht und kann nun in Augenschein genommen werden.