„Ich frage mich, wie die Beurteilung von ärztlichen Kompetenzen in der Praxis aussehen soll“

Dr. med. Jana Reichardt, 30, ist im dritten Jahr der Weiterbildung zur Fachärztin für Innere Medizin und Nephrologie. Ihre Weiterbildung absolviert sie an der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Nephrologie und Internistische Intensivmedizin am Campus Charité Mitte. Sie fragt sich, inwiefern die Regelungen der neuen Weiterbildungsordnung die Weiterbildung verändern werden.

Die Ausrichtung auf Kompetenzen statt Fallzahlen leuchtet mir sehr ein, denn damit lässt sich realistischer abbilden, was ich tatsächlich kann, und nicht nur, wie oft ich eine Untersuchung oder Intervention durchgeführt habe.

Dr. med. Jana Reichardt,
Ärztin in Weiterbildung zur Fachärztin für Innere Medizin und Nephrologie
Dr. med. Jana Reichardt

„Für Ärzt:innen in Weiterbildung ist die neue Weiterbildungsordnung noch eine große Blackbox. Das hat sicher auch damit zu tun, dass viele sich bislang erst dann genauer damit befasst haben, wenn die Facharztprüfung anstand. Ich denke, das ist symptomatisch für unsere Berufsgruppe: Der Job ist anstrengend, wir haben kaum freie Kapazitäten und sind deshalb häufig ziemlich uninformiert in Bezug auf die Dinge, die unsere Weiterbildung betreffen. 

Umso wichtiger wäre es, Hürden abzubauen und die umfangreichen Inhalte der neuen Weiterbildungsordnung gut zugänglich aufzubereiten, zum Beispiel mit leicht verständlichen Zusammenfassungen und in zeitgemäßen Formaten. Ich höre zum Beispiel lieber Fach-Podcasts als Lehrbücher zu wälzen. Auch kompakte Online-Veranstaltungen, in denen Profis aus der Ärztekammer regelmäßig Input geben und Fragen beantworten, könnten hilfreich sein. 

Die Ausrichtung auf Kompetenzen statt Fallzahlen leuchtet mir sehr ein, denn damit lässt sich realistischer abbilden, was ich tatsächlich kann, und nicht nur, wie oft ich eine Untersuchung oder Intervention durchgeführt habe. Allerdings frage ich mich, wie die Beurteilung von Kompetenzen in der Praxis aussehen soll. Oft sind die Abteilungen sehr groß, man hat nicht zwangsläufig mit den Weiterbildungsbefugten direkt zu tun – wie sollen diese also realistisch einschätzen und dokumentieren, was die Weiterzubildenden beherrschen und was nicht? Wer betreut mich überhaupt so eng, dass sie oder er das einschätzen kann? Das ist schließlich sehr subjektiv. Ein strukturierter Weiterbildungsplan, der zu Beginn der Weiterbildung ausgehändigt wird, könnte da helfen. 

Gespannt bin ich darauf, inwiefern die Regelungen der neuen Weiterbildungsordnung die Weiterbildung wirklich verändern und vereinfachen. Was bringt zum Beispiel die Flexibilisierung der Weiterbildungszeiten für Ärzt:innen in Teilzeit oder in Elternzeit? Ich persönlich werde mir die neue Weiterbildungsordnung genau anschauen und dann abwägen, welche Vorteile ein Wechsel hat.“

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